Kreuzband Verletzungen bei Kindern und Jugendlichen

Es besteht kein Zweifel, dass Sport für Kinder und Jugendliche von großem Nutzen ist. Sport wirkt sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden aus und schafft Möglichkeiten für soziale Interaktionen.

Allerdings kann Sport auch zu Verletzungen führen. Kreuzbandverletzungen können durch Stürze beim Skifahren, am Fußballplatz oder bei einer schiefen Landung beim Trampolinspringen entstehen.

Verletzungen des Kreuzbandes bei Kindern und Jugendlichen erfordern aufgrund der offenen Wachstumsfugen eine besondere operative und konservative Behandlung. Das Ziel ist nicht nur die Wiederherstellung der Kniegelenksfunktion, sondern auch die Vermeidung von Wachstumsstörungen.

Kreuzbandriss Jugendliche

Besonderheiten der Kreuzbandverletzungen im Wachstumsalter

  • Kinder und Jugendliche sind durch Sport und hohe körperliche Aktivität zunehmend von vorderen Kreuzbandverletzungen betroffen.
  • Anatomische Unterschiede: Wachstumsfugen (Physe) sind noch nicht verschlossen, was das Risiko für Wachstumsstörungen erhöht.
  • Mechanismus: Oft durch Drehtraumata oder direkte Krafteinwirkung, z. B. beim Fußball oder Skifahren.
  • Häufige Begleitverletzungen: Meniskusrisse, Knorpelschäden, Seitenbandverletzungen.

Indikationen für eine operative Versorgung

  • Instabilität des Kniegelenks: Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen.
  • Wiederholte Giving-Way Attacken
  • Begleitverletzungen: Zum Beispiel: Meniskusriss oder Knorpelschäden.
  • Aktive Sportler: Besonders bei hohen sportlichen Anforderungen.
  • Zunehmende Fehlstellung: Bei bestehender Instabilität kann es zu Achsabweichungen kommen.

Wachstumsfugenschonende Operationstechniken

Ein Kind kann nicht auf dieselbe Weise operiert werden wie ein Erwachsener. Die Operationstechniken bei Kindern und Jugendlichen zielen darauf ab, die Wachstumsfugen zu schonen und gleichzeitig eine stabile Rekonstruktion des Kreuzbandes zu ermöglichen. Nach Möglichkeit sollte ein Kniespezialist mit Erfahrung in kindlicher Kreuzbandchirurgie den Eingriff durchführen.

Welche Operationstechnik für ein Kind in Frage kommt, muss individuell entschieden werden.  Dr. Mark Schurz war in Wien der erste Unfallchirurg, der die besonders schonende „all inside Kreuzbandersatzplastik“ an der Universitätsklinik für Unfallchirurgie am AKH Wien ab 2009 etablierte und als Standardtechnik einführte und lehrte.

All-Inside-Technik

  • Minimalinvasive Technik: Weniger Traumatisierung des Weichgewebes.
  • Besonderheiten: Es werden kurze, nur teilweise durch die Knochen gehende Bohrkanäle gesetzt. Verankerung des Transplantats erfolgt intraossär ohne zusätzliche Wachstumsbelastung.
  • Vorteile: Schonung der Wachstumsfugen. Reduktion des Risikos von Wachstumsstörungen.

Transplantatwahl bei Kindern und Jugendlichen

Die Wahl des Transplantats ist entscheidend für die biomechanische Stabilität und das Langzeitergebnis. In den meisten Fällen wird die Semitendinosus-Sehne (Hamstring-Sehne) oder die Quadrizepssehne verwendet.

Postoperative Nachbehandlung

Die Nachbehandlung ist bei Kindern und Jugendlichen ebenso wichtig wie die Operation selbst. Kinder weisen ein erhöhtes Risiko einer nochmaligen Ruptur des Kreuzbandes auf, daher muss die Rückkehr zu sportlichen Aktivitäten besonders behutsam geplant werden. Eine konsequente Physiotherapie, Kräftigungsübungen der Rumpf- und Beinmuskulatur sowie Koordinationsübungen tragen wesentlich zur Risikoreduktion einer erneuten Verletzung bei.

Die Nachbehandlung ist in 4 Phasen gegliedert:

  • Verwendung einer Motorschiene (CPM) ab dem 1. postoperativen Tag.
  • Stufenweiser Bewegungsaufbau (Beugung/Extension).

Krückenunterstützung für 14 Tage.

Fokus auf Gleichgewichtsübungen, Muskelaufbau und Stabilität.

  • Kein Kontaktsport für 9–12 Monate.
  • Sportaufbau nach 3 Monaten: Bewegungen in der Knieachse, Radfahren, Joggen, Crosstrainer, Walken
  • Rückkehr zu High-Impact-Sportarten erst nach 12 Monaten und nach Freigabe durch den Operateur.

Komplikationen und Risiken

  • Wachstumsstörungen: Längendifferenzen oder Achsabweichungen durch Verletzung der Wachstumsfugen.
  • Rezidivverletzungen: Häufigkeit höher bei Jugendlichen, insbesondere bei frühzeitiger Rückkehr zum Sport.
  • Instabilität: Unzureichende Stabilisierung bei inadäquater Transplantatwahl oder Technik.

Zusammenfassung Kreuzbandriss Jugendliche

Kreuzbandverletzungen bei Kindern und Jugendlichen erfordern eine individuelle Planung unter Berücksichtigung der Wachstumsfugen.

Wachstumsfugenschonende Techniken minimieren das Risiko von Wachstumsstörungen.

Die Wahl der richtigen Operationstechnik, Transplantat und Nachbehandlung ist entscheidend für die langfristige Funktionalität und Rückkehr in den Sport.